Heute zeige ich euch ein Kaffeepausen-Projekt (oder Babymittagsschlaf-Projekt): dieses Shirt ist in 1-2 Stunden genäht und macht richtig Spaß. Alles, was ihr braucht ist ein Shirt aus dem Kleiderschrank als Vorlage in entsprechender Größe, dehnbaren Stoff und eure Nähutensilien.
Ich habe diesen tollen Wolle-Seide-Stoff mit Kletternetz-Muster von Danisch Pur bekommen (Anzeige / Stoff-Sponsoring) und meine Tochter wünschte sich direkt ein neues Shirt daraus. Der Stoff gefiel ihr sofort, da er schon eher erwachsen wirkt und zu so vielen anderen Kleidungsstücken passt – die Glitzer-Einhorn-Phase ist bei dieser Dame hier eindeutig vorbei, würde ich mal propagieren.
Außerdem liebe ich Wollstoffe – ja, ihr wisst es schon – und auch meine Tochter weiss die Vorteile bereits zu schätzen. Wolle-Seide ist wunderbar weich, temperaturregulierend, riecht nicht (auch nach längerem Tragen nicht!) und man muss die Kleidung nicht ständig waschen.
Aber was machen wir jetzt aus diesem Stoffschätzchen und dem Wunsch nach einem Shirt?
Erstmal habe ich online nach Schnittmustern geschaut, wobei keines so 100%ig unseren Vorstellungen entsprochen hat. Es sollte nicht zu eng sein, eher etwas weiter vom Schnitt her und ganz schlicht. Nach ein paar Minuten habe ich dann beschlossen, dass es einfacher und schneller ist, sich den Schnitt anhand einer Vorlage selbst zu erstellen. Außerdem macht sowas wirklich viel Spaß und ich finde, es ist immer ein besonderes Gefühl, wenn man sich alles inkl. Schnittmuster selber designed hat.
Hier zeige ich euch, wie ihr das ganz einfach und schnell schafft:
Shirt nähen ohne Schnittmuster
Wählt euch ein Shirt als Vorlage aus. Sehr einfach ist es, wenn ihr eines habt, an dem die Ärmel kein eigenes Schnittteil sind. Bei meiner Vorlage habe ich nur einen Ärmelansatz am Hauptteil. Ansonsten könnt ihr euch natürlich auch frei Hand einen kurzen (nicht zu langen) Ärmelansatz anzeichnen, wenn ihr ein Shirt mit normalen Ärmeln als Vorlage benutzt.
Der Stoff für euer genähtes Shirt sollte dehnbar sein, z.B. Baumwoll-Jersey, Modal, Woll-Jersey, Wolle-Seide oder ähnlich.
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Schnittmuster anhand einer Vorlage erstellen
Faltet euer Vorlagen-Shirt der Länge nach exakt im Bruch zusammen. Legt es auf das Schnittmuster-Transferpapier (oder ein anderes großes Papier).
Rückteil: Zeichnet eine gerade Linie oder nutzt die Seitenkante des Papiers als Bruch. Nun wird ringsherum das Schnittmuster gezeichnet, wobei am unteren Saum und an den Ärmeln Saumzugabe (1,5-2cm… an den Ärmeln säume ich hier gern mit 1-1,5cm etwas knapper), am Halsausschnitt keine Nahtzugabe (bei geplanter Einfassung) und an allen übrigen Stellen die normale Nahtzugabe (bei mir 0,75cm) hinzugefügt wird.
Vorderteil: Hier könnt ihr direkt im Rückteil erstmal am Bruch die Tiefe des Halsausschnitts und evtl. des vorderen Saums (wenn ihr das Shirt hinten länger als vorne machen wollt, wie hier) einzeichnen. Dann werden der Halsausschnitt und Saum fertig angezeichnet.
2. Zuschneiden
Schneidet euch das Rückteil anhand eurer Schablone im Bruch zu. Für das Vorderteil könnt ihr die Schablone nun mit der Papierschere an den Linien für das Vorderteil zurechtschneiden, wobei ich mit immer eine kleine Brücke aus Papier stehen lasse und den entsprechenden Teil wegklappe. So geht das lose Teil nicht verloren und ist gleich parat, falls ihr das Schnittmuster ein zweites Mal näht.
3. Zusammennähen und säumen
Legt beide Teile rechts auf rechts zusammen, steckt und schließt die Seitennähte und die Schulternähte. Wendet die Arbeit auf rechts und versäubert die Ärmel sowie den unteren Saum. Danach wird der Stoff an den Ärmeln etwa 1-1.5cm auf die linke Stoffseite geklappt und gebügelt. (Wenn eure Versäuberungsnaht stark wellt, dann bügelt diese Naht zuerst glatt und klappt erst dann den Stoff ein, nochmal bügeln). Beim unteren Saum funktioniert es genauso, nur dass beim Säumen hier 1.5 – 2cm weggeklappt werden.
4. Versäubern des Halsausschnitts
Jetzt versäubert ihr den Halsausschnitt. Dazu braucht ihr einen Versäuberungsstreifen, den ihr euch aus dünnem Bündchen oder selbigem Stoff vorbereiten könnt. Für dieses Shirt aus Wolle-Seide habe ich mir vom Hauptstoff ein 4,5cm breites Band genäht. Die Länge berechnet ihr, indem ihr den Halsausschnitt messt (hier 47,5cm), den Wert x0,75 (oder x0,8-0,85 für weniger dehnbare Stoffe) rechnet und die Nahtzugabe (für beide Ränder) von 1,5cm hinzuzählt. Bei mir sind das (47,5 x 0,75) + 1,5 ….also etwa 35cm Länge des Streifens. Meine Einfassstreifen bügle ich stets mit einem Schrägbandformer und nähe sie nach meiner Anleitung “Streifenversäuberung/ Einfassen” an.
Zack, schon ist das neue Lieblingsteil fertig! Ich finde, es steht meiner Tochter super … sie sieht gar nicht mehr aus wie ein kleines Kind. Aber das ist sie ja auch nicht mehr. Hach, die Zeit vergeht so schnell – da muss man wirklich jeden Tag genießen, sofern es nur geht. 🙂 Nachdem ich letztens schon dachte, sie möchte nichts mehr genäht bekommen, bin ich jetzt ganz glücklich. Über dieses Shirt hat sie sich sehr gefreut und trägt es ganz oft, yippie!
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Mit all diesen Schnittmustern kannst du eine ganze Kindergarderobe aus Wollstoffen zaubern!
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eure Leonie
Das sieht total lässig und bequem aus. So eins wünsche ich mir auch 🙂
Bin schon gespannt, wann es mit den Einhörnern hier auch ein Ende nimmt, da muss ich schnell noch den entsprechenden Stoff vernähen 🙂